Interview mit der Kinesiologin, Ausbilderin und Buchautorin Susanne Berger

In der letzten Woche habe ich dir die Bücher von Susanne Berger vorgestellt. Da ich von ihrem Buch „ICH – auf der Reise zu dem Kind in mir“ so begeistert war, habe ich um ein Interview angefragt. Prompt kam die Zusage, worüber ich mich sehr gefreut habe. Beim Gespräch hatten wir so viel Spaß, unter anderem weil uns auch einige Hoppalas passiert sind. Es ist wirklich schade, dass ich es für euch nicht auf Video habe. Interessant ist das Interview aber auch schriftlich. Unter ihren Kursteilnehmern ist die Dreifach-Mutter und selbstständige Kinesiologin mit eigener Praxis, bekannt dafür, dass sie mit ihrer Energie sehr gut bei sich bleiben kann. Während andere in Terminstress verfallen und sich überlastet fühlen ist Frau Berger in ihrer Mitte. So habe ich es von ihren Schülern gehört und im Gespräch konnte ich mich selbst davon überzeugen. Wie Susanne Berger es schafft, so gelassen zu sein, erfährst du im Interview.

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Interview mit Susanne Berger

Wie sind Sie zur Kinesiologie gekommen?

Ich habe vor 25 Jahren Bücher, unter anderem von Thomas Schäfer, gelesen. Damals habe ich im statistischen Zentralamt gearbeitet. Für mich war immer klar, dass es mehr geben muss.

„Warum tun Menschen Dinge?“
„Warum ist etwas so, wie es ist?“

Ich hatte immer Fragen. Mich hat immer interessiert, warum etwas ist. Ich wollte gerne Ausgrabungen in Ägypten machen. Bei einer Messe hörte ich dann von einer Kinesiologie Ausbildung. Da bin ich hingefahren und habe dort meinen Mann kennengelernt.

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Wie schaut der typische Alltag bei Susanne Berger aus?

Typisch gibt es bei mir nicht. Grundsätzlich ist es so, dass mein Mann und ich ein super eingespieltes Team sind. Er ist ein Morgenmensch. Ich bin ein Nachtmensch. Meistens versorgt er die Kinder (15,16 und 17) in der Früh. Bis 14 Uhr übernehme ich die Buchhaltung, die Büroaufgaben und Einzelsitzungen in der Praxis. Den Nachmittag verbringe ich mit den Kindern. Meine Kinder sind sportlich sehr aktiv, haben oft Training und brauchen jemanden, der sie dort hin fährt. Am Abend haben wir Vorträge, Supervisions-Abende und am Wochenende fast alle zwei bis drei Wochen ein Seminar. Wir geben oder besuchen Seminare.

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Wie bekommen Sie es hin, immer so entspannt zu bleiben?

Bei Vorträgen sind meine Kinder öfter dabei. Die Vorträge gestalte ich als eine Art Kabarett, damit die Leute lachen, aber auch so, dass ihnen schonmal das Lachen stecken bleibt. Einfach um diese AHA Momente zu schaffen. Ich sage den Leuten auch „Fragt meine Kinder. Ich kann genau so ausrasten.“ Aber natürlich habe ich meine Hilfsmittel.

So einfach und banal es klingt, aber ich atme: Einatmen 1,2,3 – Ausatmen 1,2,3… Ich motiviere mich selbst oder klopfe (EFT Tapping Points). Da wissen die Kinder gleich bescheid und nehmen das auch mit Humor. Die sind da recht lässig was das angeht. Was ich auch toll finde, ist die Unterstützung meines Mannes. Er ist zwar hauptberuflich noch wo anders tätig, ist aber an den Wochenenden in den Seminaren und Einzelcoachings immer dabei. Wir sind da wirklich ein eingespieltes Team.

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Wie bekommen Sie Ihren Job als Kinesiologin und Ausbilderin, das Mutter sein und das Schreiben von Büchern unter einen Hut? Haben Sie einen Tipp für meine Leserinnen, wie Sie auch in stressigen Phasen mit der Energie bei sich bleiben können?

Wir unterscheiden zwischen Energiekörper und physischen Körper. Wir nutzen in einem Modul eine Zentrierungsübung. Mir hilft auch diese Methode von Thich Nhat Hanh, dieses JETZT. Eckhart Tolle nutzt diese Methode auch.

„Was ist jetzt?“

Was spüre ich in diesem Augenblick? Wie fühle ich mich jetzt in diesem Moment? Bewusst ins Jetzt kommen. Beim Klopfen (EFT Tapping) bin ich auch ganz bei mir, alleine schon duch das Beklopfen der Thymusdrüse. Thymus klopfen, tief einatmen, ganz bewusst wahrnehmen.

Was mache ich jetzt? Ich sitze hier! Und während ich hier sitze, sitze ich nur.“

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Können Sie uns ein bisschen darüber erzählen? Bei welchen Anliegen ist Kinesiologie besonders zu empfehlen?

Kinesiologie ist das Herzstück meiner Arbeit. Ich erkläre es gerne so: Wenn dem Körper etwas fehlt, dann gehst du wohin und lässt dir das anschauen. Bei der Kinesiologie ist es so, dass ich Frage „Was fehlt dir denn?“. Es ist ein körpereigenes Rückmeldesystem. Das heißt, ich gehe nach dem Ursache-Wirkungs-Prinzip. Es ist faszinierend welche Geschichte dahinter steckt.

Zum Beispiel bei Hautproblemen. Da ist immer wichtig, dass es ärztlich abgeklärt wurde. Hinter dem Hautproblem kann eine allergische Reaktion stecken, es kann sein, dass etwas mit dem Säure Basen Haushalt nicht stimmt, es kann aber auch sein, dass man einfach nur Zuwendung braucht oder es kann bedeuten „greift mich nicht an“. Haut steht auch für Abgrenzung. Kinesiologie kann man an jedem und bei jedem Problem einsetzen. Durch die Kinesiologie gibt es viele AHA Momente und es ist immer schön herauszufinden, warum jemand so oder so reagiert. Das funktioniert über den Muskeltest. Da sind oft Fälle, da hängen ganze Familiengeschichten dran.

In der Kinesiologie wird meist mit Armtests gearbeitet. Können Sie uns verraten, wie das funktioniert?

Wir haben alles abgespeichert. Aktion, Reaktion. Wenn jemand als Kind, zB. mit 6 oder 7 Jahren, einen cholerischen Vater erlebt hat der schreit und vielleicht noch mehr und mit ducken, Hände vors Gesicht halten usw. reagiert, das brennt sich ein, vor allem wenn das immer wieder passiert. Dann ist es vielleicht 30 Jahre später. Dieser Mensch ist ca. 40 Jahre alt, der Vater schon längst verstorben. Dieser Mensch ist in der Arbeit und auf einmal schreit der Kollege, schon ist die körperliche Reaktion wieder da. Das ist das Körpergedächtnis. Und dieses Körpergedächtnisses bedient sich der Muskeltest. Reagiert der Muskel stark, dann ist er entspannt. Wenn es etwas ist, worauf ich eine Allergie habe oder etwas, dass mich stresst, dann reagiert der Muskel schwach.

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Gab es ein besonders schönes bzw. positives Erlebnis, das Sie mit ihrer Selbstständigkeit in Verbindung bringen?

Es sind so viele schöne Erlebnisse. Es ist viel mehr ein Moment, und zwar, wenn ich merke, dass der Klient anders geht als er gekommen ist. Wenn die Klienten kommen beschäftigt sie ein Problem. Wenn sie die Praxis wieder verlassen hat sich etwas gelöst und das macht einfach ein gutes Gefühl.

Eine Geschichte fällt mir aber trotzdem ein. Ich hatte eine Buchpräsentation, eine Frau hat gefragt woher ich ihre Geschichte kenne, weil sie sich bei einem Fall so angesprochen fühlte. Es ging um eine Mutter-Tochter-Geschichte. Diese Frau wollte ihrer Mutter so gerne dieses Buch, vor allem diese Geschichte, lesen lassen, aber sie traute sich nicht der Mutter diese Geschichte zu zeigen. Sie hatte Angst, sie könnte sie damit belasten oder vor den Kopf stoßen. Dann kam ihre Mutter für ein paar Tage ins Krankenhaus und ihre Zimmernachbarin hat gerade mein Buch gelesen. Die Mutter hat es sich geliehen und diese Geschichte nun auch gelesen. Ihrer Tochter hat sie dann von diesem Buch erzählt und gesagt, dass ihr dadurch erst vieles bewusst geworden ist. Der Mutter wurde jetzt erst bewusst, das nicht nur sie damals ihren Mann, sondern ihre Tochter auch ihren Vater verloren hatte. Durch das Erkennen, durch das Anerkennen, hat sich das Verhältnis verändert. Solche Situationen sind sehr berührend.

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Was macht für Sie eine gute Kinesiologin aus?

An erster Stelle steht für mich die Selbstreflektion. Man sollte seine eigenen Baustellen kennen. Wenn du 10 Baustellen hast und ein Klient kommt genau mit diesen Themen zu dir, dann musst du neutral bleiben und darfst nicht in deine Probleme gehen. Neutralität. Mich selbst und auch meine Grenzen gut kennen. Empathie ist sehr wichtig. Zuhören können. Abgrenzung, nicht die Probleme auf sich übertragen.

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Haben Sie selbst jemals ein Erfolgstagebuch oder Vision Board genutzt?

Ein Erfolgstagebuch führe ich nicht, aber ich schreibe auf wofür ich dankbar bin. Ein Vision Board ist ein Ritual der ganzen Familie, auch meine Kinder haben ihr eigenes Vision Board. Das machen wir meist um Silvester herum.

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Bitte vervollständigen Sie den Satz: Selbstständigkeit ist…

WUNDERVOLL. Mir fehlen selten die Worte, aber mit diesem Wort kann ich es am besten beschreiben. Wundervoll, die Möglichkeit, wie ich dadurch mein Leben gestalten kann. Wundervoll, voller Wunder.

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Meine Lieblingsfragen an erfolgreiche Menschen sind immer die Fragen mit der Selbstständigkeit und mit dem Vision Board. Erfolg definiere ich so, dass jemand einen Beruf ausübt, der ihn erfüllt und glücklich macht. Die Frage mit der Selbstständigkeit ist mir deshalb so wichtig, weil es für Menschen die ihre Selbstständigkeit erst planen oft abschreckend ist, wenn sie stets hören „Selbstständigkeit bedeutet ständig und selbst.“ Diesen Spruch hört man immer wieder. Erfolgreiche Menschen, die lieben was sie tun, sagen andere Dinge. Siehe oben im Interview. Das ist motivierend! Frau Berger hatte ein richtiges Leuchten in den Augen, als ich ihr diese Frage stellte. Daran erkennt man, dass es für Sie nicht nur ein Beruf, sondern viel mehr ist. Die Frage mit dem Vision Board ist mir wichtig, weil ich selbst eines benutze. Ich liebe es damit zu arbeiten und es immer wieder zu erneuern. Ich kenne die positive Wirkung eines Vision Boards aus eigener Erfahrung. Ich glaube jeder meiner Interviewpartner nutzt ein Vision Board als Ziel-Visualisierungs-Hilfe.

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